Hand aufs Herz: Gehörte der Französischunterricht in der Schule zu Ihren Lieblingsfächern? Seit Monaten erregt die Frage des Spracherwerbskonzeptes dieses Faches die Gemüter. Lehrkräfte ärgern sich über das neue Lehrmittel, einige scheinen damit überfordert zu sein. Auch Studierende an der PHBern beherrschen das Fach nicht im gewünschten Grade – eine Dissertation, welche das Problem genauer untersucht hat, stellt fest: „Ils aiment pas le français“. Neu? Nein, déja-vu.
Bereits im 19. Jahrhundert wollte die kulturelle Verständigung im zweisprachigen Kanton Bern nicht so recht gelingen. Die mehrheitlich katholische bernisch-jurassische Lehrerschaft machte den deutschsprachigen Kollegen 1880 einen Vorschlag zur Beseitigung der Unstimmigkeiten. Anstelle von Übersetzungen müsse „das Französische in dem Französischen“ gelernt werden, selber lasse man sich auch ungern „nach Art und Weise der Deutschen modellieren“. Für den Schweizerischen Seminarlehrerverein war der Erwerb der Zweitsprache für zukünftige Lehrkräfte von grosser Wichtigkeit. An der Jahresversammlung von 1896 wurde betont, der Französischunterricht befördere das analytisch-logische Denken und keine andere Sprache strebe nach solcher „Klarheit und Schönheit der Ausdrucksweise“.