Im 17. Jahrhundert verkündete der französische Philosoph Poullain de la Barre, dass der Körper – ob gross & stark oder klein & fein – keinen Einfluss auf den Verstand haben könne, « L’esprit n’a point de sexe! » und er setzte sich vehement für «echte» Mädchen- und Frauenbildung ein.
Von Volksbildung, also einer Bildung aller, sprechen wir seit der Reformation: Im deutschsprachigen Teil Europas wurden «nit allein die Knaben, sondern auch Döchterlin zur Schul geschickt», um mit muttersprachlich kirchlicher Unterweisung alle Menschen zu einem gottgefälligen und sittlichen Lebenswandel anzuhalten. Christliche Anliegen waren somit geschlechtergerecht angelegt.
Der Gleichheitsgedanke wurde mit der liberalen Verfassung von 1831 im Kanton Bern wieder aufgenommen und weitergeführt: Für eine zukünftig demokratische Gesellschaft – so steht es im 1. Primarschulgesetz für eine Volksschule – mussten «sowohl Knaben wie auch Mädchen» in den gleichen Fächern unterrichtet werden. Ab 1835 begann folgerichtig auch eine zweijährige Ausbildung für Lehrkräfte am Seminar – für Jünglinge ab 18 Jahren. Auch junge Frauen konnten mit vollendetem 16. Altersjahr eine Lehrerinnenausbildung antreten, dabei sollte im Unterricht das «weibliche Gemüth» berücksichtigt und neben wissenschaftlichen Fächern auch zur Führung eines Haushaltes angeleitet werden. Im politischen Hin und Her wurde die Ausbildungszeit 1860 verbindlich auf 3 Jahre erhöht. Mit einer weiteren Verlängerung auf 4 Jahre und zukünftig besser ausgebildeten Seminaristen erhoffte man sich, die Abwanderung der jungen Männer in besser bezahlte technische Berufe abwenden zu können. Grossandrang herrschte bei den Lehrerinnen. Sie besetzten im Kanton Bern die Unterstufe und machten bereits um 1900 48% der Lehrkräfte aus.
Über Jahrzehnte leisteten die Seminarien einen grossen Beitrag zur höheren Frauenbildung, verfestigten aber auch ein Frauenbild, wie wir es noch 1943 in der Schweizerischen Lehrerinnen Zeitung lesen können: «Die mütterliche Frau blühte in der Lehrerin auf».